Die Gosteli-Stiftung wurde im Jahr 1982 gegründet mit der Absicht, dem Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung eine unabhängige Trägerschaft zu geben. Die Idee geht auf die Tatsache zurück, dass die grossen Frauenverbände sowie die Pionierinnen der Frauenbewegung über umfangreiches Archivmaterial verfügten. Den Plan, ein Archiv in Worblaufen aufzubauen, diskutierte Marthe Gosteli schon im Jahr 1982 mit der Professorin Beatrix Mesmer vom Historischen Institut der Universität Bern, wo die Frauengeschichtsforschung ihren Anfang nahm. Es stellte sich bald heraus, dass die wichtigen Archivalien stark verstreut, schwer zugänglich und nicht geordnet waren.
Mit dem Entschluss, sich dem Aufbau und dem Betrieb eines Archivs zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung mit eigenen Mitteln voll zu widmen, betrat die Stiftung kein Neuland. Es ist aktenkundig, dass die grossen Frauenverbände schon in den 1960er Jahren gemeinsam planten, eine öffentliche Bibliothek, eine Dokumentationsstelle und ein Archiv zu führen. Sie hatten die grosse Bedeutung eines solchen Unternehmens für ihre Arbeit erkannt. Der Bund Schweizerischer Frauenorganisationen (heute alliance F) verfügte schon zu dieser Zeit über eine von Fachfrauen geführte Bibliothek und Broschürensammlung. Die Idee war vertragsreif, konnte aber aus finanziellen Gründen nicht in die Tat umgesetzt werden. Diese Idee weitsichtiger Pionierinnen hat die Gosteli-Stiftung in den letzten über 30 Jahren zu verwirklichen vermocht.
Das Archiv sammelt und erschliesst Archivalien von Frauenorganisationen, Frauenverbänden und einzelnen Frauen, die in Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur, Gesellschaft und Familie eine wichtige Rolle gespielt haben. Bis heute umfasst das Archiv über 400 Bestände. Um diese Beiträge der Frauen in der Öffentlichkeit besser sichtbar zu machen, hat die Stiftung in den letzten Jahren auch die Veröffentlichung von Quelleneditionen unterstützt. Sie führt ebenfalls eine ausführliche historische Bibliothek mit einer grossen Broschürensammlung, die vom Bund Schweizerischer Frauenorganisationen gegründet wurde.
Die Benutzung von Archiv und Bibliothek ist nicht nur der wissenschaftlichen Forschung, sondern allen interessierten Organisationen und Privatpersonen nach Voranmeldung unentgeltlich zugänglich. Das Archiv und die Bibliothek umfassen ausserdem:
- Periodika aus der Frauenbewegung
- Broschüren zu Frauenfragen
- Materialien zu Frauenberufen, Frauenarbeit, Frauenstimmrecht, Frauenkongressen und Frauenausstellungen
- Dissertationen, Diplom-, Lizentiats-, Master- und Seminararbeiten
- Zeitschriftensammlung
- Zeitungsartikel
- Ton- und Bildträger
- Biografiensammlung von Schweizerinnen und Ausländerinnen
Die Gosteli-Stiftung wird auf der Schweizerischen Inventarliste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz geführt.
Aktivitäten
Das Archiv zur Geschichte der Schweizerischen Frauenbewegung dient als Aufbewahrungsort für Quellen der Frauengeschichte. Es bietet allen Forschenden Arbeitsmöglichkeiten und unterstützt sie bei den Recherchearbeiten. Das Archiv pflegt Kontakte zu Institutionen im In- und Ausland. Mit dem Archiv gilt es zu beweisen, dass der ständige Beitrag der Frauen zur Entwicklung der menschlichen Kultur nicht zu erkennen ist, wenn sie nur als Opfer der Unterdrückung gesehen werden. Es gilt, die Bedeutung der Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung für unsere Gesellschaft aufzuzeigen. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Schweizerinnen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den am besten organisierten Frauen Europas gehörten. Hier besteht ein historischer Bildungsnotstand, den es zu beheben gilt. Es ist ein grosses Anliegen der Stiftung, die Gleichberechtigung der Frau in der Geschichtsschreibung herzustellen.
Ziele
Die Stiftung hat zwei Hauptanliegen:
- Ideologiefreie Aufarbeitung der Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung
- Einbezug der Geschichte der Frauen und der Frauenbewegung unseres Landes in den Geschichtsbüchern, im Schulunterricht und in der Erwachsenenbildung. Es ist international anerkannt, dass ohne Gleichberechtigung der Frau in der Geschichte die Frau nie vollständig gleichberechtigt sein wird.