Ruth Bietenhard (11.01.1920 - 19.02.2015)
absolvierte die Seminarschule Muristalden, die Neue Mädchenschule und das Freie Gymnasium, das sie 1938 mit Matura Typus A abschloss. Nach einem Aupair Aufenthalt in Paris begann Ruth Bietenhard 1939 das Studium der Romanistik in Genf und Bern. Sie erlangte 1945 das Höhere Lehramt und promovierte im folgenden Jahr mit der Arbeit „Le sémantisme des mots expressifs en Suisse romande“.
Im selben Jahr heiratete sie den Pfarrer Hans Bietenhard. Neben den Aufgaben als Mutter von 6 Kindern und Pfarrfrau übernahm sie Stellvertretungen an Gymnasien und Berufsschulen. Von 1977 bis 1980 arbeitete sie in voller Anstellung am kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerseminar Thun. Sie engagierte sich in der Kirchgemeinde Steffisburg als Kirchenrats- und Kirchgemeindepräsidentin und arbeitete in der Redaktion des „Saemann“.
In den 1970er Jahren wandte sich Ruth Bietenhard wieder stärker wissenschaftlichen Arbeiten zu. Sie bearbeitete das Wortmaterial zur berndeutschen Mundart von Otto von Greyerz, welches 1976 als Berndeutsches Wörterbuch herausgegeben wurde. Ihre Faszination für die Mundartforschung fand eine Fortsetzung in der Herausgabe und Mitautorenschaft am Band „Oberländer Mundarten“, welcher 1991 publiziert wurde.
Seit 1976 schrieb Ruth Bietenhard für die Berndeutsch-Kolumne Stübli im „Bund“. In Zusammenarbeit mit ihrem Mann entstand zwischen 1980 und 1983 zudem eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Berndeutsche. Dem Neuen Testament folgte eine Auswahl an Texten aus dem Alten Testament, welche Ruth und Hans Bietenhard gemeinsam mit ihrem Sohn Benedikt ins Berndeutsche übertrugen. 1993 erfolgte auch eine Gesamtausgabe der Psalmen.
Ruth Bietenhard erhielt zahlreiche Ehrungen, unter anderem die Burger-Medaille der Stadt Bern und 1993 das Ehrendoktorat der theologischen Fakultät der Universität Bern. Am 11. Januar 2020 hätte sie den hundertsten Geburtstag gefeiert.